Da man sich ja nicht auf der faulen Haut ausruhen will, versucht man ja rechtzeitig einen nahtlosen Übergang zu schaffen und stellt sich dementsprechend bei anderen Unternehmen vor.
Ich hatte da mal ein (nicht erwähnenswertes) Unternehmen, welches die ADR-Berechtigung relativ locker sah.
Personalchef: „Haben Sie einen ADR-Schein?“
Ich: „Ja, inkl. Erweiterung für Tanks.“
Personalchef: „Und wie sieht es aus mit den Klassen 1 und 7?“
Ich: „Nein, die habe ich nicht.“
Personalchef: „Na, die kann man ja bei Gelegenheit mal nachholen, kein Problem.“
Ich: „Entschuldigung, aber ich fahre keine Gefahrgüter, welche mich von jetzt auf gleich ins Jenseits befördern können, was diese beiden Klassen ausmacht (Expolsives und Radioaktives).“
Personalchef: „Na mit dieser Einstellung werden Sie aber nicht weit kommen!“
Ich: „Mag sein, dass das beruflich stimmt, aber dafür lebe ich aller Wahrscheinlichkeit nach einem Unfall noch, was mir meine Familie danken wird!“
Personalchef: „Wo ist denn das Problem?“
Ich: „Ich sehe nicht ein, dass ich mein Leben und das Leben anderer gefährde, ohne auch nur ansatzweise einen Unterschied auf dem Lohnstreifen zu sehen, denn sollte mal etwas passieren, bin ich als Fahrer mit großem ADR-Schein DAS Ziel der Öffentlichkeit! Ich habe mit diesem Schein die so ziemlich größte Verantwortung, ICH stehe für sämtliche Fehler gerade, ICH drücke dafür die Schulbank, aber lohntechnisch gesehen werde ich wie ein Hilfsarbeiter entlohnt.“
Personalchef: „Was haben Sie sich denn vorgestellt, was Sie verdienen möchten?“
Ich: „Im mehrwöchigen Fernverkehr mit Gefahrgütern jeder Art möchte ich jedenfalls mehr verdienen, als ich im Berliner Nahverkehr ohne ADR-Gut verdiene, also deutlich mehr als 1200 € netto!“
Personalchef: „Na, da werden wir dann wohl nicht zusammen kommen, denn IHRE Vorstellungen sind unrealistisch!“
Ich: „Verstehen Sie mich nicht falsch, aber irgendwie bin ich da nicht traurig drumm!“
Ich verließ das Büro mit einem Grinsen und wahr mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Momentan sind hier die Löhne für Kraftfahrer so dermaßen im Keller, dass man im Nahverkehr zwischen 800 und 1200 € verdient, die meisten Unternehmen fahren jetzt jedoch die Masche, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob man im Nahverkehr (jeden Tag zuhause) oder im Fernverkehr fährt.
Diese dreisten Spedi´s fordern mittlerweile alles, zahlen aber so gut wie nichts, und fühlen sich dann noch auf den Schlips getreten, wenn man denen mal ein deutliches NÖ, ICH BIN DOCH NICHT BLÖD erwidert! Problem ist jedoch, dass es viel zu viele Kraftfahrer gibt, welche sich für nichts zu schade sind (Strassenhuren) und evtl. sogar noch für 1000 € auf Ferntour gehen – und solange es solche Straßenhuren gibt, wird sich nichts ändern!
ICH habe für meine berufliche Ausbildung enorm viel bezahlt und investiert; ICH gehe das größte Risiko mit Gefahrgut ein; MICH kriegen die Behörden bei einer Verfehlung an den Arsch – mit Sicherheit NICHT für einen Hungerlohn…..!